Einkommensunterschiede

Das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen ganzjährig vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmerinnen ist – laut Lohnsteuerstatistik 2009 – um mehr 19 Prozent geringer als jenes der ganzjährig vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer. Die tatsächlichen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern sind allerdings deutlich höher, da deutlich weniger Frauen ganzjährig vollzeitbeschäftigt sind als Männer.

Wesentliche Ursachen:

Die wesentlichen Ursachen für geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede sind

  • Schul- und Berufswahl
  • Karriereknick infolge Karenzzeit und Kinderbetreuung
  • Benachteiligungen bei Einstufung, Aufstieg und Qualifizierungen

Schul- und Berufswahl:

  • Österreich gehört zu den Industriestaaten mit besonders ausgeprägten geschlechtsbezogenen Unterschieden hinsichtlich Schul- und Berufswahl, das heißt, Mädchen und Frauen konzentrieren sich stark auf traditionell „weibliche“ Ausbildungswege und entscheiden sich selten für eine Ausbildung im Bereich Technik, Mathematik, Naturwissenschaften und Informatik.
  • Mädchen stellen nur ein Viertel der SchülerInnen technischer und gewerblicher höherer Schulen; in den wirtschaftsberuflichen höheren Schulen (den ehemaligen Schulen für wirtschaftliche Frauenberufe) stellen Mädchen hingegen mehr als 90 Prozent der SchülerInnen.
  • Die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind auch darauf zurückzuführen, dass Frauen überwiegend in Branchen mit niedrigem Einkommensniveau beschäftigt sind. Zwei Drittel der arbeitslosen Frauen kommen aus vier frauendominierten Berufsgruppen (Büro, Fremdenverkehr, Handel, Reinigung).

Karriereknick infolge Karenzzeit und Kinderbetreuung: Bei Männern steigt das Erwerbseinkommen aufgrund kontinuierlicher Erwerbstätigkeit stetig an. Bei Frauen hingegen zeigt die Einkommensentwicklung einen deutlichen Einbruch im Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Zurückzuführen ist dies auf mehr oder minder lange Unterbrechungen der Erwerbsarbeit wegen Kinderbetreuung. Diese sind so gut wie immer mit Einkommenseinbußen beim beruflichen Wiedereinstieg verbunden. Verantwortlich dafür sind auch die beruflichen und betrieblichen Rahmenbedingungen (z.B. Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen).  

 

Innerbetriebliche Benachteiligungen (Einstufungen, Zulagenregelungen, Aufstiegschancen):

  • Frauen haben deutlich weniger Aufstiegschancen. In höheren bis führenden Positionen sind Frauen noch immer eine Minderheit.
  • Eine Erhebung der Arbeiterkammer in den 200 größten österreichischen Unternehmen zeigt: Der Frauenanteil in der Geschäftsführung der Unternehmen beträgt 4,4 Prozent, von den Aufsichtsratsmandaten entfallen ca. zehn Prozent auf Frauen.
  • Die innerbetriebliche Benachteiligung ist eine unmittelbare Folge einer systematischen, wenn auch oft unbewussten, weil fast selbstverständlichen Minderbewertung von Frauen und deren Leistungen in einer Männergesellschaft.

Dass Frauen dermaßen geringe Aufstiegschancen haben, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sie bereits beim Berufseinstieg meist unter ihrem Qualifikationsniveau eingestuft werden. Auch bei gleichem Qualifikationsniveau haben Frauen keineswegs die gleichen Chancen: Jede zweite Absolventin von berufsbildenden höheren Schulen übte zum Beispiel eine mittlere Tätigkeit aus, Männer mit einem vergleichbaren Abschlussniveau arbeiteten deutlich häufiger in höheren und hochqualifizierten Bereichen.

Selbst eine akademische oder gleichwertige Ausbildung heißt nicht, dass Frauen eine bessere Position am Arbeitsmarkt haben: Während fast ein Viertel aller erwerbstätigen Männer mit akademischen Abschluss eine führende Position einnahm, waren es bei Frauen nicht einmal zehn Prozent.

Häufige Ursache für Lohnunterschiede ist in vielen Betrieben die mangelnde Transparenz bei Entlohnung, Zulagen und Einstufungen. Um dem zu begegnen, wurde im Jahr 2011 das Gleichbehandlungsgesetz novelliert. Unternehmen sind seitdem dazu verpflichtet, Einkommensberichte zu erstellen.

NACHLESE

Nationaler Aktionsplan „Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt“: http://bka.gv.at/

Frauenbericht 2010: http://bka.gv.at/