Sprachliche Gleichbehandlung

Die deutsche Sprache – aber nicht nur die deutsche – ist traditionell männerzentriert. Sie bevorzugt die männliche Sprachform. 99 Staatsbürgerinnen und ein Staatsbürger werden im Deutschen zu 100 Staatsbürgern. Dies ist Ausdruck der jahrhundertelangen gesellschaftlichen Vormachtstellung der Männer.Im Deutschen gilt es als korrekt, mit dem Maskulinum, also mit der männlichen Sprachform, Bezug zu nehmen

  • auf Personen männlichen Geschlechts (Herr X ist unser bester Fahrlehrer)
  • auf Personen weiblichen Geschlechts (Frau Y ist unser zweitbester Fahrlehrer)
  • auf Personengruppen, die aus Frauen und Männern bestehen (unser Team umfasst die besten Fahrlehrer)

Möglich ist dies, weil im Deutschen dem Maskulinum eine „generische“ (das ist eine neutralisierende, verallgemeinernde) Funktion zugeschrieben wird.

Die traditionelle Bevorzugung der männlichen Sprachform gibt immer wieder Anlass zu Missverständnissen. Wer beispielsweise von Arbeitern spricht, lässt offen, ob er beide Geschlechter meint oder aber nur männliche Arbeiter, was ja auch der Fall sein könnte.

Dank feministischer Sprachkritik und offizieller Gleichstellungspolitik hat sich die Situation jedoch geändert. Auch der Duden, die Instanz für die Regeln der deutschen Sprache, steht dem traditionellen Sprachgebrauch inzwischen kritisch gegenüber.

Sprachliche Gleichbehandlung ist ebenso wichtig wie Gleichbehandlung in anderen Bereichen:

  • Wer nach den Namen von Sportlern oder Politikern fragt, erhält fast automatisch Namen von Männern genannt. Erst wenn ausdrücklich nach Sportlern und Sportlerinnen gefragt wird, kommen auch Frauennamen zur Sprache.
  • Stelleninserate, die nur die männliche Sprachform verwenden (z.B. „Koch gesucht“), sprechen fast nur Männer an. Der Frauenanteil an den Bewerbungen beträgt in so einem Fall weniger als zehn Prozent. Das bedeutet, dass geschlechtsspezifische Stelleninserate die Berufschancen des anderen Geschlechts enorm beeinträchtigen. Aus gutem Grund verlangen die Gleichbehandlungsgesetze die geschlechtsneutrale Stellenausschreibung.

Keine Frage: Die Sprache beeinflusst unser Denken. Das Denken aber beeinflusst unser Handeln. Wenn in unserem Denken Frauen nicht vorkommen, werden sie auch in der Realität übergangen. Daher ist es wichtig, Frauen sprachlich sichtbar zu machen – bei Titeln ebenso wie bei allen Berufs- und Personenbezeichnungen.

NACHLESE

Hilfestellung beim geschlechtergerechten Formulieren geben die folgenden Websites:http://www.bmukk.gv.at/ (Stichwort „Sprachliche Gleichbehandlung“)

http://www.bund.de/ (Merkblatt „Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern“ des deutschen Bundesverwaltungsamts)

Die Broschüre „Leitfaden für einen nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch“, herausgegeben vom ehemaligen Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, geht nicht nur ein auf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern, sondern auch auf die junger und alter Menschen, von Menschen mit Behinderung, Schwule/ Lesben, MigrantInnen und Menschen mit anderer religiöser Zugehörigkeit.

E-Mail-Bestellung: broschuerenservice@bmask.at

Download: http://www.klagsverband.at/